Es fasziniert mich, dass Menschen an ihre Grenzen gehen, um etwas Gutes zu tun. Sie werfen alles in den Ring, um zu helfen. Sie sind selbstlos und glauben an das Gute. Sie nehmen sich selbst nicht für sonderlich wichtig. Denn Ego steht ihnen im Weg ihre Bestimmung und ihre Ziele zu erreichen.

Ich rede nicht davon, dass wir etwas Gutes tun, indem wir jährlich eine Spende an unterschiedliche Einrichtungen oder Institutionen tätigen - natürlich ist das aber trotzdem wichtig. Ich rede auch nicht davon, dass wir die Katzen der Nachbarn füttern, wenn sie im Urlaub sind - natürlich tun wir das als Nachbarschaftshilfe. Ich rede von den großen Dingen die wir tun können, um anderen zu helfen.

Gerade gestern Abend habe ich mit meinem Schwager ein sehr anregendes Gespräch geführt. Die Frage drehte sich um „was können wir tun?“. Nun ist mein Schwager bereits mehrfach mit seinem Toyota in Afrika in der Wüste gewesen. Eher im Stil von Wüsten Tourismus. Gut situierte Menschen haben riesigen Spass daran, sich ein wüstentaugliches Mobil zu kaufen um damit dann nach Afrika zu fahren und in der Wüste eine großartige Zeit zu verbringen und die Natur zu geniessen. Allerdings kann hier die Armut und die Bedürfnisse der Menschen, nur als Randnotiz wahrgenommen werden. Es ist eben ein Urlaub.

Während des Gespräches sind wir dann darauf gestossen, dass nicht nur die großen Dinge helfen. Es beginnt im kleinen Rahmen. Wir haben uns also darüber unterhalten, warum wir nicht z.B. für einen Monat zu zweit nach Afrika fahren und in Projekten, die es selbstverständlich gibt, unsere Hilfe anbieten. Denn die Tat hilft am Ende mehr, als nur der Gedanke oder ein Spende.

Erinnerung an einen früheren Moment

Es muss ca. 1993 gewesen sein. Zu dieser Zeit habe ich eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner genossen. Ich war jung und hatte viel Spass. An einem Abend saß ich in meiner Stamm-Kneipe und sinnierte vor mich hin. Ich kann mich leider nicht daran erinnern, warum mir der Gedanke in den Kopf schoss. Aber er war sehr konkret und ich war entschlossen es zu tun. Ich wollte nach Afrika und bei einem Entwicklungs-Projekt mithelfen. Schließlich war ich „good in shape“, hatte keine zwei linke Hände und konnte anpacken. Alles was damit zu tun hatte etwas zu bauen, zu sägen, zu bohren war meins. Je anstrengender, desto besser. Geht nicht gab es nicht.

Zu dieser Zeit habe ich viel Zeit mit meinem Chef Werner verbracht. Er hat mir extrem viel beigebracht. Was mich immer fasziniert hat - zum Leidwesen meines Vaters - war seine Einstellung. Als junger aufstrebender Unternehmer hat man sich im Dorf den Rat der alt eingesessenen Unternehmer zu holen. Natürlich waren es gute Ratschläge. Aber all zu oft hat Werner genau das Gegenteil getan. Er wollte nicht im Mainstream mit schwimmen und hat sein eigenes Ding durchgezogen. Auch wenn es nicht immer gut ankam - mich hat die Rebellion und das anders sein fasziniert und mit Sicherheit auch ein Stück weit geprägt. Das wiederum, hat mein Vater bis heute - bei aller Kritik - immer sehr wohlwollend unterstützt und mir so viele Dinge ermöglicht, die anders nicht möglich gewesen wären.

Meine Gedanken waren, als ich da alleine an der Bar saß, frei. Ich habe mich also nach Afrika gedacht. Ich wollte etwas tun. Ich wollte helfen. Ich weiss nicht, ob ich letztlich nicht den Mut hatte, oder ob es nur Euphorie, hervorgerufen durch das lecker Eichbaum Bier, war. Aber ich habe es nicht getan. Ich bin nicht nach Afrika gefahren. Bis heute nicht.

Der Gedanke kommt zurück

Wir werden jeden Tag über die Medien mit Gräuel, Armut und Leid auf der Welt und auch in Deutschland bombardiert. Und wir finden es furchtbar. Dagegen etwas tun bleibt aber leider all zu oft aus.

Viel gravierender ist allerdings die Tatsache, dass wir auch gar nichts wissen über andere Länder und Menschen. Nur die Nachrichten lesen, hören oder sehen, pikst uns ev. kurz und beschämt uns für kurze Zeit. „Da muss man doch was machen!“. Richtig. Aber wer ist denn „man“?

Es ist nicht schwer sich mit den Themen und der Geschichte der anderen Länder zu beschäftigen. Ich bin über das Interesse mehr über Spanien zu erfahren auf den spanischen Bürgerkrieg gekommen und habe diverse Bücher dazu gelesen. Der Kampf der Republik gegen die Faschisten und Franco war wirr. Kommunisten, Sozialisten, Tolkinisten, Anarchisten und alle anderen …isten haben sich unter chaotischen Umständen gegen die anrückenden Faschisten zur Wehr gesetzt. Letztlich haben sie den Krieg verloren. Die Übermacht Francos Truppen, die von Hitler, Stalin und Mussolini mit Waffenlieferungen unterstützt wurden, war schlicht zu groß.

Beim Lesen der Literatur habe ich vor allem George Orwell, Ernest Hemingway und Axel Frelau als Mitwirkende und somit direkten Augenzeugen geliebt. So hautnah und aus der Sicht der beiden zu erfahren, wie es war dort einen verzweifelten Kampf zu führen. hat mich fasziniert. Ich wollte am liebsten mit einer Zeitmaschine ins die Jahre 1936 - 1939 zurück fliegen, mir eine Waffe schnappen und die Faschisten bekämpfen.

Besonders Axel Frelau{target: “_blank”}, ein tschechischer Arzt, der in der DDR mehrere Bücher geschrieben hat, ist mir ans Herz gewachsen. Das Buch „Kongo den Puls gefühlt“ hat mich nach Afrika gebracht. Er berichtet hierin über seine Zeit als Chirurg auf freiwilliger Basis an verschiedenen Orten im Kongo. Die Belgier ziehen sich zu dieser Zeit aus dem Land zurück und die erste kongolesische Regierung wird gegründet. Der erste Ministerpräsident des unabhängigen Kongo, Patrice Lumumba, wird ermordet. Es herrscht weiter ein kriegsähnlicher Zustand mit Aufständen und vielen Toten.

Über die Lektüre und Gesprächen darüber, bringt mich dann einer meiner Gesprächspartner auf den Film „Machine Gun Preacher“. Hört sich sehr stark nach einem B-Movie mit viel Geballer an. Obwohl eine ordentliche Portion Hollywood enthalten ist, erzählt der Film die Geschichte über Sam Childers{target: “_blank”}. Ein fanatischer 1%er (so werden die freiheitsliebenden Motorrad-Rocker genannt), der drogensüchtig und gewalttätig ist, findet über seine Frau den Weg zu Gott. Er sagt nein zu Drogen und Alkohol und wird ein erfolgreicher Bauunternehmer. Bei einer Reise nach Afrika in den Sudan, erlebt er die unmenschlichen Gräueltaten der dort wütenden LRA.